Raubwürger-Zählung mit eindrucksvollem Ergebnis – Fundierte Grundlage für den Naturschutz

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Der östliche HSK ist Verbreitungsschwerpunkt der bedrohten Vogelart

Auch in diesen Monaten sind die Ornithologen des „Vereins für Natur- und Vogelschutz im HSK e.V.“ (VNV), wie schon seit Mitte der 1980er Jahre, wieder unterwegs, um die Winterreviere des Raubwürgers im gesamten Hochsauerlandkreis zu erfassen. Eindrucksvolles Ergebnis einer kreisweiten Zählung am 3. Januar 2021: Allein an diesem Tag konnten 25 Exemplare der deutschlandweit von Aussterben bedrohten Vogelart im HSK gezählt werden, davon 17 Exemplare in den Stadtgebieten Marsberg-Brilon. „Ein großer Teil der Winterreviere und auch der Brutreviere des Raubwürgers entfällt auf das östliche Kreisgebiet um Marsberg und Brilon“, so Harald Legge vom VNV. „Unsere Erfassungen seit den 1980er Jahren zeigen, dass dieser Raum ein Verbreitungsschwerpunk der Art in ganz Deutschland ist!“ Im vergangenen Jahr wurden im gleichen Gebiet 19 Brutreviere des seltenen Vogels erfasst.

Der Raubwürger zeigt ein interessantes Verhalten: Er lebt nicht nur „von der Hand in den Mund“ wie die meisten anderen Vögel, sondern legt Nahrungsspeicher für schlechtere Tage an, indem er seine Beute (Großinsekten, kleine Frösche, im Winter Mäuse und kleine Singvögel) in Dornenbüschen aufspießt – in unserer Kulturlandschaft auch auf Stacheldraht.



Ein Raubwürger in seinem Winterrevier im Naturschutzgebiet Bintel nordöstlich Brilon-Scharfenberg. Sein Greifvogel-ähnlicher Hakenschnabel zeigt, das sich der schmucke Singvogel im Winter von Mäusen und Kleinvögeln ernährt. Foto: Richard Götte

Die Situation des schönen Vogels ist allerdings dramatisch. Die Bestände in Deutschland gehen seit Jahrzehnten zurück. Feuchtgrünland, mit Hecken durchzogene Wiesen, Säume und Büsche in einer strukturreichen Feldflur benötigt die Art zur Brutzeit. Legge erklärt: „Gerade im Winter braucht der Raubwürger aber noch mehr Fläche, um überleben zu können. Seine Winterreviere erreichen darum locker 100 Hektar und mehr!“

Die hohen Ansprüche der vom Aussterben bedrohten Art an den Lebensraum verdeutlichen, dass nur ein großflächiges Schutzkonzept die Bestände im östlichen Sauerland erhalten kann. „Unserer besonderen Verantwortung für das Überleben dieser Art in Mitteleuropa wird das vom VNV beantragte Vogelschutzgebiet im Diemel- und Hoppecketal gerecht.“

Dabei bieten sich gerade durch ein ausgewiesenes Vogelschutzgebiet für die Landwirtschaft Chancen: Unabhängig von der Bewirtschaftung erhalten dann alle Landwirte pauschal für jeden Hektar bewirtschafteten Landes eine grundsätzliche Förderung in Natur- und Landschaftsschutzgebieten. Und es bieten sich langfristige Perspektiven für die Landwirtschaft. Denn das Schutzgebiet soll zukünftig ein Schwerpunkt für die Biodiversitätsberatung und -förderung der Landwirtschaftskammer und der Unteren Naturschutzbehörde sein.

„Eines muss dabei klar sein“, wird Legge deutlich: „Mit dem Vogelschutzgebiet wird neben weiteren gefährdeten Vogelarten das deutschlandweit bedeutende Vorkommen des Raubwürgers im östlichen Sauerland geschützt.“ Einzelnen Kritikern hält der Ornithologe entgegen: „Wir können nicht den Schutz von fernen Regenwäldern mit ihren Arten einfordern und uns gleichzeitig aus der eigenen Verantwortung für bedrohte Arten stehlen!“ Weitere Infos zum Vogelschutzgebiet und den langjährigen Bestandserfassungen der Sauerländer Vogelwelt unter www.vnv-hsk.de



Die Deutschlandkarte mit den Raubwürger-Beobachtungen Anfang Januar 2021 zeigt deutlich: Das Sauerland ist eine wichtige Region zum Überleben der seltenen Vogelart. Im roten Oval rechts oben liegt das Gebiet Brilon-Marsberg mit seinem faktischen Vogelschutzgebiet. Quelle: www.ornitho.de