Ohne Rücksicht auf die Natur!

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Der Bau von Radwegen ist zu begrüßen. Aber ohne Rücksicht auf die Natur und dadurch bedingte Zerstörung eines naturnahen Eichen-Altbestandes – das geht gar nicht!

Im ersten Quartal 2024 wurde der Diemelradweg mitten durch das sogenannte „Eichenwäldchen“ gebaut. Das am östlichen Stadtrand Marsbergs gelegene Miniwäldchen zwischen Diemel und B7 war ein beliebtes Naherholungsgebiet.

Nun prägt es der Diemelradweg. Oder besser gesagt: Das frühere Kleinod ist einem ausgebauten Radweg gewichen.

Denn: Der 112km lange, mit 5 Sternen bewertete „Qualitätsradweg“ von der Diemelquelle bis zur Mündung in die Weser hat Standards zu erfüllen. Er muss breit sein und darf nicht zu steile Steigungen haben. Also musste der bestehende Fußweg, der sich an den Steilhang oberhalb der Diemel schmiegte – schmal und mit seinen fürs Radfahren ungeeigneten Steigungen – grundlegend umgestaltet werden.

Stellen Sie sich vor, man baut einen schmalen Waldweg am Hang zu einer Autobahn aus. Vergleichbares machte man im Eichenwäldchen: Der Fußweg wurde auf mehrere Meter verbreitert, streckenweise wurden durch Aufschüttungen und Abtragungen des Bodens Steigungen und Kurven egalisiert. Dafür musste der Steilhang großflächig abgetragen und anschließend mit Kunststoffmatten gesichert werden. Erdmaterial und Geröll rutschten teilweise bis ans Diemelufer.

Wo früher Spaziergänger die Natur genossen, ist nun ein Rad-Schnellweg. Der dickste Geländewagen könnte hier problemlos durchfahren!

Diese Naturzerstörung geschah ohne Beteiligung der Naturschutzverbände. Um dies zu ermöglichen, nutzte man einen behördlichen Ermessensspielraum. Man stufte den – objektiv erheblichen – Eingriff einfach als Eingriff „unwesentlicher Bedeutung“ ein. Und schon mussten die Naturschutzverbände bei der Planung nicht mehr beteiligt werden; unliebsame Fragen (Gibt es eine alternative Route, z.B. 150m entlang der B7? Was wären angemessene Ersatzmaßnahmen?) ließ man so gar nicht erst aufkommen.

Solange Baumaßnahmen in der Natur so offensichtlich unsensibel durchgeführt werden wie im „Eichenwäldchen“, liegt noch vieles im Argen!